Cannabis Show Cases
Einen kurzen „Überflug“ über die Geschichte des Cannabis erlebst Du bei den musealen Show Cases im Bioökonomiezentrum Anklam, die in den nächsten Monaten noch erweitert werden.
Bisher gibt es deutschlandweit nur ein einziges Hanfmuseum- in Berlin. Wir eröffnen in Kooperation mit der Interessengemeinschaft HELIX "Bioökonomie für die Gesundheit und One Health" im Bioökonomiezentrum Anklam ein Hanf ShowCase, das sich der Cannabiskultur sowie dem OneHealth Champion Hanf widmet. Das ShowCase wurde am 20. April 2024 eingeweiht, zum „Tag des Cannabis“. Die Ziffernkombination 420 entwickelte sich von den USA aus zu einem allgemeinen Codewort für das Rauchen von Marihuana, der 20. April etablierte sich als inoffizieller Feiertag der Cannabis- und Hanfkultur.
Denn Hanf gewinnt auch als „Pionierpflanze der One Health“ an Bedeutung mit vielfältigen Potenzialen zur Förderung der menschlichen Gesundheit, Tiergesundheit und Umwelt. Als eine der ältesten kultivierten Pflanzen der Welt hat er in den letzten Jahren verstärkt die Aufmerksamkeit als vielseitige und nachhaltige Ressource erregt.
Show Case: Cannabis Kultur
Antike
Der Gebrauch von Cannabis reicht weit zurück in die Geschichte der Menschheit. Die Ursprünge des Genusskonsums von Cannabis lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Bereits vor Tausenden von Jahren nutzten verschiedene Kulturen auf der ganzen Welt Cannabis als eine Quelle für Freizeitvergnügen, spirituelle Rituale und medizinische Zwecke. In der Antike wurde Cannabis in verschiedenen Formen konsumiert, darunter das Rauchen, das Essen und das Trinken von Extrakten. Einige der frühesten dokumentierten Verwendungen von Cannabis zu Genusszwecken stammen aus dem antiken China, Indien und dem Nahen Osten. Die Yang-Shao Kultur in China (4.200 v.Chr). gilt als erster historischer Beleg für die Nutzung des Hanfs als Textilpflanze und Nahrungslieferant. Von hier aus verbreitete sich der Hanfanbau über Indien in den Mittelmeerraum. In Indien beispielsweise wurde Cannabis im Zusammenhang mit religiösen und spirituellen Zeremonien verwendet und galt als heilige Pflanze, die den Menschen dem Göttlichen nahebrachte. Im Verlauf der Geschichte verbreitete sich der Genuss von Cannabis über verschiedene Kulturen und Regionen hinweg.
Mittelalter
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde Cannabis in verschiedenen Teilen der Welt als Bestandteil von Volksmedizin und Freizeitgenuss verwendet. Insbesondere im islamischen Goldenen Zeitalter (8. bis 14. Jahrhundert) schätzte man Cannabis in der dortigen heimischen Medizin und verwendete es als Bestandteil von Arzneimitteln. Von der Äbtissin und Mystikerin Hildegard von Bingen (1098– 1179) stammen die ältesten erhaltenen Aufzeichnungen über die bewusstseinserweiternden Eigenschaften von Hanf auf unserem Kontinent. Als „Cannabus“ spielte die Heilpflanze in der der Hildergard-Klosterapotheke eine wichtige Rolle: „Dem gesunden Kopf und dem vollen Gehirn schadet er nicht.“
Rastafari Kultur
Die Rastafari-Kultur ist eine religiöse und soziale Bewegung, die in den 1930er Jahren in Jamaika entstand und sich seitdem weltweit verbreitet hat. Die Rastafari-Bewegung findet ihre Wurzeln in der afrikanischen Befreiungsbewegung und verbindet Elemente aus dem Christentum, dem Panafrikanismus und der jamaikanischen Kultur zu einer einzigartigen Glaubensrichtung. In der Rastafari-Kultur nimmt der Löwe eine bedeutende symbolische Rolle ein und wird als "König der Tiere" verehrt. Diese Verehrung geht auf die Bibel zurück, in der Jesus Christus als der "Löwe von Juda" bezeichnet wird. Für die Rastafari-Anhänger repräsentiert er Stärke, Würde und königliche Macht, Glauben an die göttliche Führung und Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle afrikanischen Völker.
Eine der bekanntesten Praktiken innerhalb der Rastafari-Kultur ist der Gebrauch von Cannabis, das sie "Ganja" oder "Herb" nennen. Cannabis wird in der Rastafari-Religion als Sakrament betrachtet und hat eine zentrale Bedeutung in ihren spirituellen und rituellen Praktiken. Die Verwendung von Cannabis in der Rastafari-Kultur geht auf die Überzeugung zurück, dass Cannabis eine heilige Pflanze ist, die von Gott gegeben wurde. Die Rastafari glauben, dass Cannabis die Fähigkeit besitzt, das Bewusstsein zu erweitern, spirituelle Einsichten zu fördern und eine Verbindung zu Jah (Gott) herzustellen. Sie betrachten den Genuss von Cannabis als eine Form der Meditation und als Mittel, um spirituelle Reinheit zu erreichen.
Für die Rastafaris sind Dreadlocks nicht nur eine Frisur, sondern ein Ausdruck ihres Glaubens und ihrer Lebensweise. Die Entscheidung, Dreadlocks zu tragen, ist oft eine bewusste spirituelle Wahl, die den Wunsch nach einer natürlichen und unverfälschten Verbindung zur Natur und zu Gott reflektiert. Die Mützen, die von Rastafaris getragen werden, sind häufig in den Farben der äthiopischen Flagge gestaltet: grün, gelb und rot. Sie repräsentieren für die Rastafaris wichtige spirituelle und politische Ideale. Das Grün symbolisiert das Land Äthiopien selbst und steht für die natürliche Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes. Das Gelb symbolisiert die Sonne und den Glauben der Rastafaris an die göttliche Führung und Erleuchtung. Das Rot repräsentiert das Blut, das in den Kämpfen der afrikanischen Völker vergossen wurde und steht für die Befreiungsbewegung und den Widerstand gegen Unterdrückung. Die Rastafari-Kultur und ihre Verbindung zum Cannabiskonsum haben im Laufe der Jahre eine weltweite Anhängerschaft gewonnen und eine Vielzahl von künstlerischen, musikalischen und kulturellen Ausdrucksformen hervorgebracht. Die Musikrichtung Reggae, die eng mit der Rastafari-Kultur verbunden ist, trug dazu bei, die Botschaften und Werte der Bewegung in alle Teile der Welt zu verbreiten.
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Als Ikone des Reggae und spiritueller Führer innerhalb der Rastafari-Bewegung verkörperte Bob Marley die Werte von Einheit, Frieden und spiritueller Erleuchtung. Insgesamt zeigt die Rastafari-Kultur mit ihrer besonderen Berücksichtigung des Cannabiskonsums, wie Religion, Spiritualität und kulturelle Praktiken miteinander verwoben sein können. Durch ihren Gebrauch von Cannabis als Sakrament haben die Rastafari eine einzigartige und faszinierende Perspektive auf die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Göttlichkeit geschaffen.
Hippie Kultur
Die Beziehung zwischen Hippies und Cannabis ist tief verwurzelt in der Gegenkultur der 1960er und 1970er Jahre. Hippies, die sich gegen gesellschaftliche Konventionen und Normen auflehnten, setzten sich für Freiheit, Frieden und Selbstverwirklichung ein. Cannabis spielte dabei eine bedeutende Rolle, nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Symbol für alternative Lebensstile und spirituelle Erfahrungen. Für die Hippie-Bewegung war Cannabis nicht nur eine Droge, sondern ein Werkzeug zur Erweiterung des Bewusstseins und zur Förderung von Gemeinschaft und Solidarität. Die Verwendung von Cannabis wurde als Ausdruck von Freiheit und Nonkonformismus betrachtet, und viele Hippies sahen es als natürliche Substanz an, die ihnen half, ihre kreativen und spirituellen Potenziale zu entfalten.
Im Zuge der Hippie-Bewegung entstanden Gemeinschaften und Enklaven, in denen der Gebrauch von Cannabis weit verbreitet war. Christiania, eine autonome anarchistische Gemeinde in Kopenhagen, Dänemark, ist ein herausragendes Beispiel dafür. Christiania entstand in den 1970er Jahren auf einem ehemaligen Militärgelände und wurde zu einem Symbol für alternative Lebensweisen und kollektive Selbstverwaltung. In Christiania war der Konsum von Cannabis von Anfang an eine akzeptierte Praxis. Die Gemeinde entwickelte ihre eigenen Regeln und Normen in Bezug auf den Umgang mit Cannabis und schuf eine Umgebung, in der der Gebrauch der Droge weitgehend toleriert wurde. Cannabis wurde auf offenen Märkten verkauft und als Teil einer entspannten und freigeistigen Atmosphäre konsumiert.
Indien - Ashram Yoga Cannabis
Indien wurde zu einem wichtigen Ziel für Hippies, die auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung, Freiheit und einem alternativen Lebensstil waren. Exemplarisch steht dafür die Reise der Beatles nach Indien im Jahr 1968, die einen bedeutenden Wendepunkt in ihrer Karriere markierte und tiefgreifenden Einfluss auf ihre Musik, Spiritualität und kulturelle Wirkung entfaltete. Angeführt von George Harrison, der bereits ein Interesse an indischer Musik und Spiritualität zeigte, begaben sich die Beatles auf eine spirituelle Pilgerfahrt in den Ashram von Maharishi Mahesh Yogi in Rishikesh, Nordindien. Dort wurden sie in die Techniken des Transzendentalen Meditierens eingeführt und integrierten Elemente später indische Musik, Philosophie und Spiritualität in ihre Songs wie "Norwegian Wood (This Bird Has Flown)" und "Within You Without You“.
Die Reise der Beatles in „ihren“ Ashram in Indien trug auch dazu bei, das Bewusstsein des Westens für die indische Kultur und Spiritualität zu schärfen und zur Popularisierung von Yoga, Meditation und östlichen Philosophien im Westen bei. Die Verwendung von Cannabis in den Ashrams hat eine lange Geschichte, die bis zu den frühesten Zeiten der spirituellen Praktiken zurückreicht. In einigen Traditionen wird Cannabis als heilige Pflanze betrachtet, die tiefe spirituelle Erlebnisse ermöglichen kann. Anhänger des Hinduismus verwenden Cannabis in einigen Ritualen als Opfergabe an Götter und Göttinnen, um spirituelle Verbindung und Ekstase zu erfahren. Darüber hinaus wird Cannabis in einigen spirituellen Praktiken als Mittel zur Meditation und zur Erweiterung des Bewusstseins verwendet. Es wird angenommen, dass Cannabis dabei helfen kann, die Sinne zu öffnen und den Geist für spirituelle Einsichten zugänglicher zu machen. In diesem Kontext wird die Verwendung von Cannabis oft als Teil eines umfassenden spirituellen Weges betrachtet, der darauf abzielt, Erleuchtung und inneres Wachstum zu erreichen.
Für viele Hippies war Goa nicht nur ein Reiseziel, sondern auch ein spiritueller Rückzugsort. Der Gebrauch von Cannabis spielte dabei eine Rolle als Werkzeug zur Erweiterung des Bewusstseins und spirituellem Wachstum. In Indien ist auch Cannabis-Milch mit Gewürzen und Nüssen seit Jahrhunderten Teil der kulturellen Landschaft, insbesondere während Festivals wie Holi und Maha Shivaratri. Obwohl die Hippiebewegung in den 1970er Jahren langsam verblasste, blieb Goa bis heute ein beliebtes Ziel für Reisende und Suchende aus aller Welt, die die entspannte Atmosphäre, die spirituelle Energie und die liberale Haltung gegenüber Cannabis schätzten. Bis heute ist Goa für seinen alternativen Lebensstil, Strände und Beachparties und seine offene Kultur bekannt, die eine Erinnerung an die Zeit der Hippies und ihre Suche nach Freiheit und Spiritualität bewahrt.